Freitag, 23. Mai 2008
ashgabat 15.+16.5.
mit bus und savari dauert die fahrt zur grenze ca. 3.5 stunden. die grenze liegt auf einem pass in gut 1700 m hoehe, der grad in dichten nebel gehuellt ist. von der letzten stunde im iran sehen wir eigentlich nichts mehr!
auf der iranischen seite der grenze geht alles sehr schnell, nach 5 minuten sind wir entlassen und marschieren in stockdicken neben dahin, wo wir das turkmenische grenzgebaeude vermuten. nachdem wir es gefunden und unsere paesse abgegeben haben, dauert die prozedur nur rund 3 stunden... zwischendurch kann ich eine der russisch aussehenden damen vom gepaeckroentgenband bezirzen, mich auf die turkmenische seite aufs klo gehen zu lassen (auf 'unserer' seite gibts kein wc und der boese blickende grenzwaechter liess mich schmoren). und ausserdem... KANN ICH ENDLICH DAS KOPFTUCH AUSZIEHEN:-))))
endlich auf der anderen seite werden wir von merdan von ayan travel abgeholt. (um in turkmenistan herumreisen zu duerfen, muss man eine tour buchen mit guide. peppinos freund stefan hat diese tour zusammengestellt, wir werden mit ihm und zwei weiteren teilnehmern die naechste woche verbringen.)
ashgabat ist die hauptstadt turkmenistans und liegt 35 km von der grenze entfernt. wir wohnen 2 naechte in einem 'richtigen' hotel, mit grooossem bett und schoenen badezimmer. wunderbar! den abend begiessen wir mit dem ersten bier seit knapp 3 wochen (kein alkohol in iran)!
da die anderen drei erst morgen ankommen, haben wir am naechsten tag 'frei' und koennen die stadt auf eigene faust besichtigen. zuerst muessen wir allerdings unseren kulturschock verdauen: nach dem farbigen, quirligen und auch chaotischen iran ist diese stadt einfach das absolute gegenteil! angelegt nach sowietischem muster mit breiten boulevards, sind hier gigantische monumente in huelle und fuelle gebaut worden. es ist (wie lonely planet sehr treffend beschreibt), eine mischung aus las vegas und pyongyang. v.a. die juengere geschichte zeigt, wie es dazu kam:
ende des 18. jhd's wurde turkmenistan nach jahrzehntelangen blutigen versuchen von den russen geschlagen, die die region 'zivilisieren' wollten. 1919 uebernahmen die kommunisten die kontrolle ueber ashgabat und schliesslich wurde turkmenistan 1924 zur turkmenisch sowietischen sozialistischen republik. bis zum 2. weltkrieg tobte ein guerillakrieg und ueber eine million menschen floh nach iran und afghanistan. im gegenzug wanderten viele russen ein und brachten neue technologien mit, u.a. wurde ein gigantisches bewaesserungssystem gebaut, um baummwolle im grossen stil anpflanzen zu koennen. die baumwollproduktion vervielfachte sich, dafuer begann der aralsee dramatisch zu schrumpfen, da seine beiden zufluesse des wassers beraubt wurden (dies hat dazu gefuehrt, dass der aralsee heute zweigeteilt ist > mehr dazu spaeter in usbekistan).
im oktober 1948 wurde ashgabat innerhalb 1 minute total zerstoert durch ein starkes erdbeben, ueber 110'000 menschen kamen ums leben (2/3 der stadtbevoelkerung)! offiziell waren es 'nur' 14'000 tote, da in der stalin-aera keine katastrophen stattfanden... danach wurde die stadt im sowietischen stil wieder aufgebaut.
nachdem die udssr zusammenbrach, erklaerte saparmurat niyazov 1991 die unabhaengigkeit von turkmenistan und sich zum praesidenten. dann machte er sich daran, ashgabat in eine praechtige hauptstadt zu verwandeln und liess riesige ministerien, theater, moscheen, kulturzentren, stadien und monumente aus weissem marmor mit goldenen kuppeln bauen. und er liess sich 'turkmenbashi' (fuehrer der turkmenen) nennen und ueberall goldene statuen von sich aufstellen. 2006 beendete ein herzinfarkt sein leben und der vormalige premierminister wurde zum neuen praesidenten gewaehlt. viel geaendert hat sich nicht unter seinem regime...

so wandern wir also in dieser groessenwahnsinnigen stadt umher und bestaunen das monument der unabhaegigkeit, das fuer 10 jahre unabhaengigkeit, das fuer gefallene soldaten etc. die strassen sind meist leer, nur wenige fussgaenger und wenig verkehr.
ashgabat ist nicht haesslich, dafuer ist die stadt zu neu und hat zuviele parks mit baeumen und springbrunnen. aber es fehlt das lebendige und gemuetliche und ist einfach irgendwie seltsam.
am abend goennen wir uns poulet-schaschlik, bier und wodka, und geniessen noch ein wenig unser hotelzimmer.

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