Dienstag, 3. Juni 2008
samarkand 1.-3.6.
lilypep_on_silkroad, 13:54h
samarkand, stadt meiner traeume! es gibt diese orte, die faszinieren einen nur schon des namens wegen. samarkand klang fuer mich schon immer nach 1001 nacht, engen gassen, farbigen geruechen und geheimnis.
nun bin ich (sind wir, natuerlich) also endlich hier! und gleich vorneweg: samarkand ist einer der hoehepunkte dieser reise! natuerlich ist die stadt anders als ich mir immer ausgemalt hatte, trotzdem hat sie mich begeistert, ebenso wie peppino und paul.
wenn ich von samarkand spreche, ist beizufuegen, dass es heutzutage eigentlich mehrere samarkands gibt:
1. die historischen bauten
am beruehmtesten ist wohl der registan ('sandplatz' auf tadschikisch) mit seinen drei medresen: ulughbek, shir-dar und tella-kari, welche den platz nach drei seiten hin abschliessen. die drei medresen gehoeren zu den altesten erhaltenen medresen der welt, alle aelteren wurden von dschingis khan und seinen horden zerstoert. diverse erdbeben und der zahn der zeit haben diesen bauwerken grosse schaeden zugefuegt.
die russen haben viele der historischen bauten samarkands restauriert, teilweise allerdings haben sie sich die freiheit genommen, gebauede zu veraendern oder zu erweitern... und seit usbekistan unabhaengig ist, sind die russen und mit ihnen das knowhow und die noetigen instrumente verschwunden, um die restaurationsarbeiten fortzufuehren. so wird nun etwas 'kosmektik' betrieben, ohne wirklich zu restaurieren. was dazu fuehrt, dass die gebauede schoen aussehen, aber nicht unbedingt vor dem weiteren verfall geschuetzt werden... doch zurueck zum registan und seinen medresen:
ulughbek ist die aelteste, 1420 fertiggestellt unter ulughbek, astronom und enkel von timur, dem grossen herrscher zentralasiens. ein riesiges portal (heutzutage ziemlich schief) beherrscht die vordere fassade, die zwei seitlichen minarette dienen dazu, die gewaltigen kraefte der gesamten fassade aufzufangen. fassaden und innenhof sind mit mosaiken verschiedenster art dekoriert, welche in ihren farben und formen ein sehr harmonisches ganzes ergeben. es ist immer wieder erstaunlich, wie fein und schoen diese arbeiten ausgefuehrt wurden!
vis-a-vis der medrese ulughbek steht die shir-dar medrese, quasi das 200 jahre juengere spiegelbild. ihren namen erhielt sie wegen den zwei hirschkuh-verspeisenden loewen, die das portal zieren, eine hoechst ungewoehnliche sache im islam, der die darstellung lebender tiere verbietet.
die dritte im bunde ist tella-kari, 'die goldgeschmueckte', medrese und moschee. die kuppelraum der moschee ist im innern vollstaendig mit goldenen und blauen ornamenten bedeckt! sehr schoen, aber auch fast ein bisschen zu fest restauriert und herausgeputzt. und ausserdem wurde hier, als sahnehaeubchen sozusagen, eine aussenkuppel aufgesetzt, die es frueher nicht gab, und mit den ueblichen tuerkisfarbenen ziegeln verkleidet.
in der saeulenhalle der moschee gibts eine ausstellung mit grossen fotos aus alten zeiten. sie zeigen den registan und weitere bauwerke vor den restaurierungen... so kann man sehen, was alles restauriert wurde (viel!) und wie es hier anfang des 20. jhd aussah. sehr interessant. wir besichtigen den registan-komplex an einem sonntag. das macht die sache noch interessanter, da auch viele usbeken undlokale touristen unterwegs sind. wir werden wieder auf vielen fotos verewigt und kommen so natuerlich auch zu schoenen portraits. und es ist auch immer lustig :-)
unser hotel (mit huebschem innenhof und liebenswuerdigen besitzern) liegt direkt neben einem weiteren monument, dem mausoleum gur-e amir. hier liegen timur, einer seiner soehne, sein enkel ulughbek sowie zwei seiner lehrer. der raum ist mit vielen goldenen und blauen ornamenten verziert, sehr schoen anzusehen! hierher kommen, wie fast zu allen mausoleen, viele usbeken, beten und bewundern ihre vorfahren. 1941 wurden die graeber von einem sowietischen anthropologen zu forschungszwecken geoeffnet, dazu gibts eine geschichte: er bestaetigte unter anderem, dass timur 1.70 meter gross war, ein lahmes bein und einen lahmen arm hatte, sowie dass sein enkel ulughbek enthauptet wurde. ausserdem fand er auf timurs grab folgende inschrift: "wer immer mein grab oeffnet, wird von einem feind geschlagen werden, der schlimmer ist als ich". am naechsten tag, dem 22. juni 1941, griff hitler die sowietunion an...
die moschee bibi-khanim war einst eine der groessten moscheen der islamischen welt und ein juwel von timurs imperium. sie wurde kurz vor timurs tod anfangs des 15. jhd fertig gestellt. die architekten kamen bei diesem bau an die grenzen der damaligen moeglichkeiten, nach timurs tod fing die moschee bald an zu verfallen und stuerzte schliesslich 1897 bei einem erdbeben ein. heute ist die vordere fassade mit dem riesigen, 35 m hohen eingangsportal wieder aufgebaut. auch die drei kuppeln wurden restauriert, von aussen erstrahlen sie ihn ihrem tuerkisfarbenen glanz. innen allerdings siehts teilweise etwas gefaehrlich aus! im innenhof steht ein riesiger koranstaender aus stein unter einem grossen baum, ein schoenes schattiges plaetzchen zum verweilen. der koranstaender ist allerdings so gross, dass paul uns zwei verweilende dahinter nicht gesehen hat und sicher eine viertelstunde lang nach uns gesucht hat...
unweit von bibi-khanim liegt die graeberstadt schah-e sende (grab des lebenden shahs), eine ansammlung von mausoleen, in denen wichtige persoenlichkeiten zentralasiens aus dem 13./14. jhd begraben liegen. eine ziemlich heilige staette also, und eine tafel am eingang weist den besucher darauf hin, was er hier alles nicht tun darf oder tun soll (sich 'anstaendig' kleiden, nicht picknicken, nicht herumschreien, nicht rauchen etc etc). gerade was die kleidung betrifft, scheint hier aber niemanden zu interessieren.
waehrend der naechsten zwei stunden kommen wir nicht aus dem staunen heraus: hier reiht sich ein wunderwerk ans andere! kleine ueberkuppelte mausoleen, ca. 10 x 10 m gross, stehen rechts und links einer gasse. innen sind sie teilweise schlicht, teilweise ueppig verziert mit mosaikfliesen und/oder malereien. was uns jedoch wirklich aus den sandalen haut, sind die aussenfassaden: eine farben- und formenvielfalt, feinste fliesenschnitzereien und -malereien, und in der ganzen fuelle ein harmonisches ganzes, ein augenschmaus der sonderklasse! wir koennen uns kaum sattsehen.
neben all diesen wunderbaren monumenten gibts aber auch noch die heutige stadt, und so kommen wir zum zweiten samarkand:
die 'neustadt' aus der sowietzeit
erbaut im 19./20. jhd, besteht dieser stadtteil aus breiten strassen, gesaeumt von alten baeumen und schattigen parks. auch die ueblichen monumente und springbrunnen fehlen natuerlich nicht. die haeuser sind sowohl sowietische kaesten aus juengerer zeit als auch schoene, verfallende kolonialstilbauten. dazwischen die usbeken, modern oder traditionell gekleidet, und die russischstaemmigen bewohner, die frauen haeufig mit sehr kurzen roecken und tiefen ausschnitten... insgesamt eine entspannte, wenn auch ein bisschen langweilige atmosphaere.
das dritte samarkand ist aelter:
die altstadt von samarkand
diese besteht vorwiegend aus ein- bis zweistoeckigen lehmhaeusern. beim flanieren durch die engen strassen und gassen erhaschen wir ab und zu einen blick auf schattige innenhoefe mit terrassen und teebetten, familienkutschen, waescheleinen... hier findet das heutige leben statt, hier finden wir das orientalische flair, obwohl es hier keine laeden, cafes oder restaurants hat. es sind reine wohnviertel, voller leben.
dann gibt es noch das vierte, das aelteste samarkand: die ruinen von afrasiab. die lassen wir aus, zuerst muessen wir das gesehene etwas verdauen...
zwischen den besichtigungen der verschiedenen samarkands organisieren wir unser weiteres programm, einen ausflug in die berge. mit hilfe einer lokalen reiseagentur finden wir ein guesthouse in den zerafshan-bergen, suedlich von samarkand. dort werden wir die naechsten 3 tage verbringen und auf dem rueckweg einen abstecher nach shahrisabz machen. wir freuen uns auf etwas kuehlere temperaturen (nur 30 grad...), bergluft und wandern!
nun bin ich (sind wir, natuerlich) also endlich hier! und gleich vorneweg: samarkand ist einer der hoehepunkte dieser reise! natuerlich ist die stadt anders als ich mir immer ausgemalt hatte, trotzdem hat sie mich begeistert, ebenso wie peppino und paul.
wenn ich von samarkand spreche, ist beizufuegen, dass es heutzutage eigentlich mehrere samarkands gibt:
1. die historischen bauten
am beruehmtesten ist wohl der registan ('sandplatz' auf tadschikisch) mit seinen drei medresen: ulughbek, shir-dar und tella-kari, welche den platz nach drei seiten hin abschliessen. die drei medresen gehoeren zu den altesten erhaltenen medresen der welt, alle aelteren wurden von dschingis khan und seinen horden zerstoert. diverse erdbeben und der zahn der zeit haben diesen bauwerken grosse schaeden zugefuegt.
die russen haben viele der historischen bauten samarkands restauriert, teilweise allerdings haben sie sich die freiheit genommen, gebauede zu veraendern oder zu erweitern... und seit usbekistan unabhaengig ist, sind die russen und mit ihnen das knowhow und die noetigen instrumente verschwunden, um die restaurationsarbeiten fortzufuehren. so wird nun etwas 'kosmektik' betrieben, ohne wirklich zu restaurieren. was dazu fuehrt, dass die gebauede schoen aussehen, aber nicht unbedingt vor dem weiteren verfall geschuetzt werden... doch zurueck zum registan und seinen medresen:
ulughbek ist die aelteste, 1420 fertiggestellt unter ulughbek, astronom und enkel von timur, dem grossen herrscher zentralasiens. ein riesiges portal (heutzutage ziemlich schief) beherrscht die vordere fassade, die zwei seitlichen minarette dienen dazu, die gewaltigen kraefte der gesamten fassade aufzufangen. fassaden und innenhof sind mit mosaiken verschiedenster art dekoriert, welche in ihren farben und formen ein sehr harmonisches ganzes ergeben. es ist immer wieder erstaunlich, wie fein und schoen diese arbeiten ausgefuehrt wurden!
vis-a-vis der medrese ulughbek steht die shir-dar medrese, quasi das 200 jahre juengere spiegelbild. ihren namen erhielt sie wegen den zwei hirschkuh-verspeisenden loewen, die das portal zieren, eine hoechst ungewoehnliche sache im islam, der die darstellung lebender tiere verbietet.
die dritte im bunde ist tella-kari, 'die goldgeschmueckte', medrese und moschee. die kuppelraum der moschee ist im innern vollstaendig mit goldenen und blauen ornamenten bedeckt! sehr schoen, aber auch fast ein bisschen zu fest restauriert und herausgeputzt. und ausserdem wurde hier, als sahnehaeubchen sozusagen, eine aussenkuppel aufgesetzt, die es frueher nicht gab, und mit den ueblichen tuerkisfarbenen ziegeln verkleidet.
in der saeulenhalle der moschee gibts eine ausstellung mit grossen fotos aus alten zeiten. sie zeigen den registan und weitere bauwerke vor den restaurierungen... so kann man sehen, was alles restauriert wurde (viel!) und wie es hier anfang des 20. jhd aussah. sehr interessant. wir besichtigen den registan-komplex an einem sonntag. das macht die sache noch interessanter, da auch viele usbeken undlokale touristen unterwegs sind. wir werden wieder auf vielen fotos verewigt und kommen so natuerlich auch zu schoenen portraits. und es ist auch immer lustig :-)
unser hotel (mit huebschem innenhof und liebenswuerdigen besitzern) liegt direkt neben einem weiteren monument, dem mausoleum gur-e amir. hier liegen timur, einer seiner soehne, sein enkel ulughbek sowie zwei seiner lehrer. der raum ist mit vielen goldenen und blauen ornamenten verziert, sehr schoen anzusehen! hierher kommen, wie fast zu allen mausoleen, viele usbeken, beten und bewundern ihre vorfahren. 1941 wurden die graeber von einem sowietischen anthropologen zu forschungszwecken geoeffnet, dazu gibts eine geschichte: er bestaetigte unter anderem, dass timur 1.70 meter gross war, ein lahmes bein und einen lahmen arm hatte, sowie dass sein enkel ulughbek enthauptet wurde. ausserdem fand er auf timurs grab folgende inschrift: "wer immer mein grab oeffnet, wird von einem feind geschlagen werden, der schlimmer ist als ich". am naechsten tag, dem 22. juni 1941, griff hitler die sowietunion an...
die moschee bibi-khanim war einst eine der groessten moscheen der islamischen welt und ein juwel von timurs imperium. sie wurde kurz vor timurs tod anfangs des 15. jhd fertig gestellt. die architekten kamen bei diesem bau an die grenzen der damaligen moeglichkeiten, nach timurs tod fing die moschee bald an zu verfallen und stuerzte schliesslich 1897 bei einem erdbeben ein. heute ist die vordere fassade mit dem riesigen, 35 m hohen eingangsportal wieder aufgebaut. auch die drei kuppeln wurden restauriert, von aussen erstrahlen sie ihn ihrem tuerkisfarbenen glanz. innen allerdings siehts teilweise etwas gefaehrlich aus! im innenhof steht ein riesiger koranstaender aus stein unter einem grossen baum, ein schoenes schattiges plaetzchen zum verweilen. der koranstaender ist allerdings so gross, dass paul uns zwei verweilende dahinter nicht gesehen hat und sicher eine viertelstunde lang nach uns gesucht hat...
unweit von bibi-khanim liegt die graeberstadt schah-e sende (grab des lebenden shahs), eine ansammlung von mausoleen, in denen wichtige persoenlichkeiten zentralasiens aus dem 13./14. jhd begraben liegen. eine ziemlich heilige staette also, und eine tafel am eingang weist den besucher darauf hin, was er hier alles nicht tun darf oder tun soll (sich 'anstaendig' kleiden, nicht picknicken, nicht herumschreien, nicht rauchen etc etc). gerade was die kleidung betrifft, scheint hier aber niemanden zu interessieren.
waehrend der naechsten zwei stunden kommen wir nicht aus dem staunen heraus: hier reiht sich ein wunderwerk ans andere! kleine ueberkuppelte mausoleen, ca. 10 x 10 m gross, stehen rechts und links einer gasse. innen sind sie teilweise schlicht, teilweise ueppig verziert mit mosaikfliesen und/oder malereien. was uns jedoch wirklich aus den sandalen haut, sind die aussenfassaden: eine farben- und formenvielfalt, feinste fliesenschnitzereien und -malereien, und in der ganzen fuelle ein harmonisches ganzes, ein augenschmaus der sonderklasse! wir koennen uns kaum sattsehen.
neben all diesen wunderbaren monumenten gibts aber auch noch die heutige stadt, und so kommen wir zum zweiten samarkand:
die 'neustadt' aus der sowietzeit
erbaut im 19./20. jhd, besteht dieser stadtteil aus breiten strassen, gesaeumt von alten baeumen und schattigen parks. auch die ueblichen monumente und springbrunnen fehlen natuerlich nicht. die haeuser sind sowohl sowietische kaesten aus juengerer zeit als auch schoene, verfallende kolonialstilbauten. dazwischen die usbeken, modern oder traditionell gekleidet, und die russischstaemmigen bewohner, die frauen haeufig mit sehr kurzen roecken und tiefen ausschnitten... insgesamt eine entspannte, wenn auch ein bisschen langweilige atmosphaere.
das dritte samarkand ist aelter:
die altstadt von samarkand
diese besteht vorwiegend aus ein- bis zweistoeckigen lehmhaeusern. beim flanieren durch die engen strassen und gassen erhaschen wir ab und zu einen blick auf schattige innenhoefe mit terrassen und teebetten, familienkutschen, waescheleinen... hier findet das heutige leben statt, hier finden wir das orientalische flair, obwohl es hier keine laeden, cafes oder restaurants hat. es sind reine wohnviertel, voller leben.
dann gibt es noch das vierte, das aelteste samarkand: die ruinen von afrasiab. die lassen wir aus, zuerst muessen wir das gesehene etwas verdauen...
zwischen den besichtigungen der verschiedenen samarkands organisieren wir unser weiteres programm, einen ausflug in die berge. mit hilfe einer lokalen reiseagentur finden wir ein guesthouse in den zerafshan-bergen, suedlich von samarkand. dort werden wir die naechsten 3 tage verbringen und auf dem rueckweg einen abstecher nach shahrisabz machen. wir freuen uns auf etwas kuehlere temperaturen (nur 30 grad...), bergluft und wandern!
... comment