Freitag, 23. Mai 2008
karakumwueste 21./22.5.
am nachmittag gehts los richtung karakum wueste, meine erste richtige wuestenfahrt! diese sandwueste mit spaerlicher vegetation beherrscht die 'grosse mitte' turkmenistans und soll die heisseste wueste zentralasiens sein (schon wieder so ein superlativ). die strasse fuehrt ziemlich gerade richtung norden und scheint relativ neu zu sein. so brettern wir also los, lassen bald die letzten haeuser hinter uns und die wueste breitet sich aus bis zum horizont. nach ca. 3/4 stunden gibt ploetzlich einen knall und es rattert und klappert: der linke hinterreifen hat sein profil auf der strasse liegen lassen! der pneu ist aber schnell gewechselt und weiter geht die fahrt immer tiefer in die wueste hinein. der starke wind treibt den sand in streifen ueber die strasse, sieht toll aus; es ziehen auch immer mehr wolken auf und dann... regnet es tatsaechlich!! im wuestendorf jerbent versuchen unsere fahrer, kamelfleisch fuers nachtessen einzukaufen, koennen aber keines auftreiben. nach rund 3 stunden fahrt erreichen wir den ersten von drei kratern in der mitte der wueste beim ehemaligen dorf darvaza (wurde plattgemacht von der regierung).
sie entstanden bei der suche nach gasvorkommen.
dieser erste krater hat einen durchmesser von ca. 50m, ist rund 20m tief und mit wasser gefuellt. den zweiten krater erreichen wir nach weiteren 15 minuten fahrt, er hat ungefaehr die gleiche groesse, ist aber mit blubberndem schlamm gefuellt und stinkt nach faulen eiern.
der dritte und spektakulaerste krater ist unser tagesziel, wo wir unsere zelte aufschlagen: sein durchmesser ist schaetzungsweise 150 m, tiefe ca. 50 m. hier gibts kein wasser oder schlamm, sondern gas. und dieses brennt lichterloh, in der abenddaemmerung und bei nacht sieht das ganze infernalisch aus! ab und zu vertreibt uns der wind mit gas- und hitzewellen vom kraterrand, von wo aus wir dieses einmalige schauspiel beobachten!
unsere kochcrew verwoehnt uns heute mit pouletstuecken vom spiess und salat, wir schlagen uns alle die baeuche voll, bevor wir uns fuer eine warme nacht in die zelte zurueckziehen. meine erste nacht in der wueste!

tagwache am naechsten morgen ist frueh, da wir eine weite fahrt nach konya-urgench vor uns haben. nach ca. 80 km ist fertig lustig mit guter strasse, ab jetzt gehts abwechslungsweise ueber schlagloecher, sand- und kiespiste und strassenbaustellen. aber wir schaffen es rechtzeitig zur mittagshitze zu den ueberbleibseln des weltkulturerbes von konya-urgench.
wir besichtigen:die mausoleen von nejaneddin kubra (diesem werden heilende kraefte zugeschrieben) und sultan ali. das gutluk timur minarett, gebaut 1320, ist mit 64 m das hoechste minarett zentralasiens. es ist mit verschiedenen ziegelmustern verziert. das sultan tekesh mausoleum, erbaut im 12. jhd ist grad in restauration und deshalb geschlossen. das aelteste erhaltene gebaeude ist das mausoleum von il arslan, vater von sultan tekesh. und schliesslich turabeg khanyam complex, eines der architektonisch perfektesten gebaeude zentralasiens, aus den 12. jhd. bis heute ist unklar, ob es ein mausoleum oder ein thronraum war.

nach dieser schweisstreibenden besichtigung fahren wir zum hotel in dashovuz, wo peppino und ich uebernachten. stefan, marco und paul hingegen werden heute abend nach ashgabat und morgen frueh weiter nach turkmenbashi im westen fliegen, wo sie noch einen canyon besichtigen werden, bevor sie am samstag versuchen, ein schiff nach baku in aserbeidschan zu entern.
wir machen noch einen kleinen stadtrundgang durch dashovuz. zu sehen gibts hier eigentlich nichts ausser verlotternde parks und sowietische wohnbauten zwischen ueberdimensionierten strassen. aber die leute scheinen hier etwas offener zu sein als in ashgabat, ein maedchen pflueckt uns maulbeeren vom baum und peppino wird ein fladenbrot in die hand gedrueckt...
nach dem nachtessen heissts dann abschied nehmen von den drei jungs, byebye und viel spass auf eurer weiteren reise durch aserbeidschan und georgien!

wir werden am naechsten morgen zur grenze chauffiert, bringen den papierkram problemlos hinter uns und sind um 10 uhr morgens bereits in usbekistan!

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ashgabat, nokhur und gebirge 18.+19.5
nach dem flug zurueck nach ashgabat gibts eine stadtrundfahrt mit unseren 2 neuen fahrern und ihren jeeps. peppino und ich seilen uns im einen auto ab, da wir einiges schon gesehen haben und fahren zum tolkutschka basar etwas ausserhalb. dieser riesige markt findet nur am wochenende statt. die leute kommen aus dem ganzen land und es gibt alles moegliche zu kaufen: teppiche, schmuck, texitlien aller art, lebensmittel, autos, busse, ersatzteile, kamele, haushaltartikel, schafe, schuhe... ein toller markt!
in der stadt zurueck treffen wir den rest der truppe und schauen uns noch 2 der riesigen monumente an, die es hier wie sand am meer gibt. auch sie sind umgeben von saftig gruenen parks und unzaehligen wasserbecken und springbrunnen. und ausserdem sind unzaehlige hochzeitsgesellschaften unterwegs. das ist fuer mich das highlight des tages! die einzelnen gruppen kommen alle zu diesen plaetzen, um fotos zu machen. die braut traegt ein traditionelles kostuem, eine art 'teppich' ueber dem kopf mit langen fransen, welche das gesicht vollstaendig verdecken. ab und zu wird dieses ungetuem von fleissigen helferinnen etwas 'geluepft', damit sich die schwitzende braut den schweiss vom gesicht tupfen kann. uff! wir sehen mindestens 5 hochzeiten, alle kommen in begleitung vom 3 musikern, die trommeln und musizieren, es wird getanzt und geklatscht.
nach dem mittagessen fahren wir richtung gebirge und nokhur und besichtigen unterwegs die riesige, neue turkmenbashi ruhy moschee, sie soll die groesste ihrer art in zentralasien sein (wie viele groesste bauwerke haben wir schon gesehen...). 10'000 menschen finden darin platz, vier 91 meter hohe minarette ueberstrahlen die goldene kuppel, sie symbolisieren das jahr 1991, in welchem turkmenistan unabhaengig wurde. die kuppel hat einen durchmesser von 60 m (entspricht der markthalle in basel...). neben der moschee steht das mausoleum, in welchem turkmenbashi und seine familie begraben wurde. es ist, wie auch die moschee, prunkvoll aber geschmackvoll ausgestattet.

nokhur ist ein lehmdorf in den bergen im suedwesten turkmenistans. hier gibts ein paar legendentraechtige baeume sowie einen speziellen friedhof: die grabhuegel sind mit einem hoelzernen grabstein geschmueckt, auf welchem jeweils ein bergziegenhorn montiert ist. die bergziege ist hier ein heiliges tier, die hoerner sollen die toten beschuetzen. sieht auf jeden fall seltsam und auch toll aus.
wir uebernachten bei einer familie im dorf. das haus ist einfach, mit einer art geschlossener loggia, das plumpsklo ist in einem haeuschen im garten untergebracht. es gibt ein reichhaltiges nachtessen (auch wieder mit viel fett), das die frauen des hauses gekocht haben. am naechsten morgen folgt ein genauso ueppiges fruehstueck, so dass wir fast in die autos rollen. leider sind die damen (mama und ca. 2 toechter) ziemlich schuechtern und/oder zurueckhaltend, wir haben eigentlich nur mit dem hausherrn gesprochen.

weiter geht die fahrt in die berge auf ein huegeliges hochplateau. den schlenker zu einem wasserfall und einer hoehle haette man sich sparen koennen, beide sind nicht so wirklich toll. das ziel des heutigen tages, einen 'richtigen' wasserfall, wo wir zelten koennen, verpassen wir leider: die direkte strasse (mit strasse ist hier eine mischung aus landstrasse, feldweg und bachbett gemeint) ist scheinbar verschuettet, darum fahren wir einen umweg der iranischen grenze entlang. wie ueblich in den grenzregionen gibts auch hier checkpoints. beim zweiten checkpoint, den wir passieren wollen, ist schluss: sie wollen uns partout nicht weiterfahren lassen. so kehren wir um und fahren eine halbe stunde zurueck. mit hilfe von 2 maennern, die am strassenrand kauern, finden wir ein schoenes plaetzchen in einem tal mit bach und schlagen dort unsere zelte auf. wir werden wieder reichlich bekocht (leider ist das essen in turkmenistan genrell eher fetthaltig) und geniessen die stille und den fastvollmond.
am morgen werden wir von vogelgezwitscher geweckt, fruehstuecken, packen ein und fahren ueber die hochebene und nokhur zurueck richtung ashgabat.

unterwegs stoppen wir bei einer besonderen attraktion: dem untergrundsee koew ata. am fuss eines berges ist der eingang zu einer hoehle, aus der feuchtwarm nach schwefel riechende luft aufsteigt. eine treppe fuehrt 65 m in die tiefe der eher schlecht beleuchteten hoehle. nachdem wir einen blick auf den kleinen see geworfen haben, beschliessen wir, zu viert den sprung hinein zu wagen, stefan bleibt als hoffotograf im trockenen. das wasser ist klar und ca. 36 grad warm, so dass es sich angenehm etwas planschen laesst. die tote fledermaus, die bei der treppe 'rueckenschwumm' macht, uebersehen wir geflissentlich...
anschliessend fahren wir eine knappe stunde weiter in richtung ashgabat und erreichen unser heutiges tagesziel, die shamengli-pferdefarm. hier werden die beruehmten akhal-teke pferde turkmenistans gezuechtet, von denen es offenbar nur noch rund 4'000 gibt. 60 davon haben ihr zuhause auf dieser farm. der patron beschaeftigt sich ausserdem mit design und verkauf von teppichen sowie der vermietung seiner 5 doppelzimmer.
wir kriegen eine fuehrung durch die farm sowie eine 'pferdevorfuehrung'. eins der vielen sehr schoenen pferde hat ein wunderbares goldenes fell, haben wir noch nie gesehen! anschliessend haben wir 'frei' und vertreiben uns die zeit mit lesen, schlafen und fliegen verjagen...
das nachtessen ist wieder reichlich und diesmal wirklich sehr fein, leider beisst sich stefan ein stueck zahn aus an einer als dattel verkleideten aprikose. zum glueck entpuppt sich dieser unfall am naechsten morgen als insofern harmlos, dass der zahnarztbesuch auf zuhause verschoben werden kann. meint auf jeden fall der zahnarzt in ashgabat, den stefan aufsucht, derweil wir anderen ein wenig im shoppingcenter herumschlendern.

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mary/merv 16.5.
am morgen frueh werden wird zum flughafen kutschiert, wo stefan, marco und paul auf uns warten, sie sind um 5 uhr morgens gelandet! unser neuer guide murat bemerkt beim einchecken, dass er seinen pass zu hause liegen gelassen hat. er schaffts gerade noch rechtzeitig ins flugzeug, bevor wir abheben richtung mary im osten turkmenistans. nach ca. 40 minuten landen wir am flughaefelchen und werden mit einem minibus abgeholt. beim warten aufs gepaeck tausche ich mit einer jungen turkmenin die adressen, sie hat mich schon in ashgabat angesprochen und ist 'very glad', mich getroffen zu haben!
die unesco hat die ausgrabungen von merv als weltkulturerbe ausgezeichnet. zu sehen ist allerdings nicht mehr so viel von dieser alten stadt. wir erkunden die uebrig gebliebenen bauwerke wegen der grossen flaeche, ueber die sie verteilt sind, mit dem minibus, bei ca. 40 grad (am schatten, gell paepchen:-). unser fahrer ist, wie auch murat, leider noch unerfahren, war ausserdem noch nie hier und hat somit keine ahnung vom gelaende (auch das hotel haben die zwei jungs erst nach einer halben stunde und kraeftiger mithilfe von uns gefunden).
nach mehrmaligem hin und her finden wir dann die einzelnen bauwerke doch noch: zwei mausoleen, die festung kis kale, ein wasserreservoir und die erste stadt erk kale (merv wurde mehrmals zerstoert und wieder aufgebaut). erk kale stammt aus dem 6./4. jhd. vor chr., entsprechend ist nicht viel mehr uebrig als eine art grosser kraterrand. die festung kis kale aus der selben zeit ist ein bisschen besser erhalten, 15 meter hohe mauern mit halbsaeulen geschmueckt ragen in den knallblauen himmel. die beiden mausoleen sind juenger und recht gut erhalten resp. restauriert. das des sultans sandschar gilt als besonders bemerkenswert, weil hier erstmals in zentralasien eine zweischalige kuppel ausgefuehrt wurde.
am abend laben wir uns an verschiedenen schaschliks und einem turkmenischen bierchen.

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ashgabat 15.+16.5.
mit bus und savari dauert die fahrt zur grenze ca. 3.5 stunden. die grenze liegt auf einem pass in gut 1700 m hoehe, der grad in dichten nebel gehuellt ist. von der letzten stunde im iran sehen wir eigentlich nichts mehr!
auf der iranischen seite der grenze geht alles sehr schnell, nach 5 minuten sind wir entlassen und marschieren in stockdicken neben dahin, wo wir das turkmenische grenzgebaeude vermuten. nachdem wir es gefunden und unsere paesse abgegeben haben, dauert die prozedur nur rund 3 stunden... zwischendurch kann ich eine der russisch aussehenden damen vom gepaeckroentgenband bezirzen, mich auf die turkmenische seite aufs klo gehen zu lassen (auf 'unserer' seite gibts kein wc und der boese blickende grenzwaechter liess mich schmoren). und ausserdem... KANN ICH ENDLICH DAS KOPFTUCH AUSZIEHEN:-))))
endlich auf der anderen seite werden wir von merdan von ayan travel abgeholt. (um in turkmenistan herumreisen zu duerfen, muss man eine tour buchen mit guide. peppinos freund stefan hat diese tour zusammengestellt, wir werden mit ihm und zwei weiteren teilnehmern die naechste woche verbringen.)
ashgabat ist die hauptstadt turkmenistans und liegt 35 km von der grenze entfernt. wir wohnen 2 naechte in einem 'richtigen' hotel, mit grooossem bett und schoenen badezimmer. wunderbar! den abend begiessen wir mit dem ersten bier seit knapp 3 wochen (kein alkohol in iran)!
da die anderen drei erst morgen ankommen, haben wir am naechsten tag 'frei' und koennen die stadt auf eigene faust besichtigen. zuerst muessen wir allerdings unseren kulturschock verdauen: nach dem farbigen, quirligen und auch chaotischen iran ist diese stadt einfach das absolute gegenteil! angelegt nach sowietischem muster mit breiten boulevards, sind hier gigantische monumente in huelle und fuelle gebaut worden. es ist (wie lonely planet sehr treffend beschreibt), eine mischung aus las vegas und pyongyang. v.a. die juengere geschichte zeigt, wie es dazu kam:
ende des 18. jhd's wurde turkmenistan nach jahrzehntelangen blutigen versuchen von den russen geschlagen, die die region 'zivilisieren' wollten. 1919 uebernahmen die kommunisten die kontrolle ueber ashgabat und schliesslich wurde turkmenistan 1924 zur turkmenisch sowietischen sozialistischen republik. bis zum 2. weltkrieg tobte ein guerillakrieg und ueber eine million menschen floh nach iran und afghanistan. im gegenzug wanderten viele russen ein und brachten neue technologien mit, u.a. wurde ein gigantisches bewaesserungssystem gebaut, um baummwolle im grossen stil anpflanzen zu koennen. die baumwollproduktion vervielfachte sich, dafuer begann der aralsee dramatisch zu schrumpfen, da seine beiden zufluesse des wassers beraubt wurden (dies hat dazu gefuehrt, dass der aralsee heute zweigeteilt ist > mehr dazu spaeter in usbekistan).
im oktober 1948 wurde ashgabat innerhalb 1 minute total zerstoert durch ein starkes erdbeben, ueber 110'000 menschen kamen ums leben (2/3 der stadtbevoelkerung)! offiziell waren es 'nur' 14'000 tote, da in der stalin-aera keine katastrophen stattfanden... danach wurde die stadt im sowietischen stil wieder aufgebaut.
nachdem die udssr zusammenbrach, erklaerte saparmurat niyazov 1991 die unabhaengigkeit von turkmenistan und sich zum praesidenten. dann machte er sich daran, ashgabat in eine praechtige hauptstadt zu verwandeln und liess riesige ministerien, theater, moscheen, kulturzentren, stadien und monumente aus weissem marmor mit goldenen kuppeln bauen. und er liess sich 'turkmenbashi' (fuehrer der turkmenen) nennen und ueberall goldene statuen von sich aufstellen. 2006 beendete ein herzinfarkt sein leben und der vormalige premierminister wurde zum neuen praesidenten gewaehlt. viel geaendert hat sich nicht unter seinem regime...

so wandern wir also in dieser groessenwahnsinnigen stadt umher und bestaunen das monument der unabhaegigkeit, das fuer 10 jahre unabhaengigkeit, das fuer gefallene soldaten etc. die strassen sind meist leer, nur wenige fussgaenger und wenig verkehr.
ashgabat ist nicht haesslich, dafuer ist die stadt zu neu und hat zuviele parks mit baeumen und springbrunnen. aber es fehlt das lebendige und gemuetliche und ist einfach irgendwie seltsam.
am abend goennen wir uns poulet-schaschlik, bier und wodka, und geniessen noch ein wenig unser hotelzimmer.

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